Die Geräusche vom Busbahnhof ebenso wie ein benachbartes OpenAir-Konzert, Martinshorn und Straßenreinigung –
all dies ist in unserer Kirche zu hören, und dennoch gilt sie im Stadtzentrum
als Geheimtipp für Beter und Stillesuchende.
Mehr als 50 Jahre brauchte es, bis unsere Kirche fertig gebaut war und 1678 geweiht werden konnte. Die Wirren des 30-jährigen Krieges hatten den Bau immer wieder stocken lassen. Bis heute können wir die Umbrüche dieser Zeit an unserer Kirche ablesen: in einem Miteinander mehrerer architektonischer Stile.
Von außen am besten zu sehen ist die Kirche vom Busbahnhof aus: eine spätgotische Hallenkirche mit zwei Renaissance-Giebeln und einem frühbarocken Portal.
Das Portal ist das jüngste Stück der Kirche – die verspielteren Formen und Ornamente lassen es erkennen. Die drei Figuren auf dem Giebel begegnen uns auch in der Kirche wieder.
Die wesentlich schlichteren Formen, die die Kirche sonst bestimmen, findet man in besonderer Schönheit im Atrium, einem Vorraum der Kirche. Man betritt es durch die Klosterpforte etwas rechts vom Kirchenportal.
Vom Atrium aus oder durch das Hauptportal betritt man das Innere der Kirche. Dieser Innenraum hatte schon mehrere sehr unterschiedliche Gesichter: Die ursprüngliche Ausstattung war barock. Um 1870 wurde das Kircheninnere dem Raumempfinden der Zeit entsprechend neugotisch-neuromanisch umgestaltet. In den 1930er Jahren erfolgte eine komplette Neuausmalung im Stil der Beuroner Kunstschule. Keine 20 Jahre später, nach dem 2. WK, fand eine weitere völlige Umgestaltung statt. Maßgeblich am heutigen Aussehen unserer Kirche beteiligt war die Künstlerin und unsere Mitschwester Lioba Munz OSB (+1997).
Die Erstausstattung der Kirche war barock, mit geschnitzten Altären, großen Ölgemälden, einem durch weißgetünchte Wände und farblose Fensterverglasung hellen Innenraum.
Aufwendige Ausmalungen in spätmittelalterlichem Stil und neugotisch-neuromanische Altäre aus Stein ersetzten um 1870 die ursprüngliche barocke Gestaltung.
In den 1930er Jahren wurde die Kirche im Beuroner Stil mit monumentalen Figuren neu ausgemalt – besonders hervorstechend die Christusdarstellung in der Apsis.
Nach dem 2. WK wurden die durch Kriegsschäden stark in Mitleidenschaft gezogenen Wandgemälde ganz entfernt, die zerstörten Glasfenster durch erstmals farbige ersetzt.
Unsere Mitschwester Lioba Munz (+1997) hat die Entwürfe sowohl für die Fenster als auch fast alle Ausstattungsstücke geliefert und über deren Ausführung gewacht.
Die Glasfenster mit ihrem Übergang vom Blau des Himmels zum Braun der Erde zaubern zu jeder Tages- und Jahreszeit neue Lichtspiele an die Kirchenwände.
Eine absolute Besonderheit unserer Kirche ist die Treppe, die vom unteren Kirchenraum zu einer Apsis mit Hochaltar führt. Sie ist der Heiligen Treppe im Lateranpalast in Rom nachempfunden, die der Legende nach zum Palast des Pilatus geführt hat – weshalb sie bis heute kniend und betend erstiegen wird. Auch unsere Treppe wurde zeitweise so genutzt.
Der Hochaltarraum ist geprägt durch zwei Werke von Sr. Lioba Munz OSB (+1997): ein Hängekreuz und ein Flügelaltar mit außergewöhnlichem Bildprogamm (s.u.), beide in Email- und Goldschmiedekunst.
Bis 1993 wurde am Hochaltar die tägliche Eucharistie gefeiert; heute versammeln sich Schwestern und Gemeinde um den Holzaltar im unteren Kirchenraum.
Das Hängekreuz im Apsisbogen ist als Triumphkreuz gestaltet, das den Sieg des Lebens über den Tod in kräftigen, strahlenden Farben und durch hervorsprießende Knospen ausdrückt – das Kreuz als Lebensbaum, aus dem Neues erwächst.
Unsere Treppe wird inzwischen relativ selten benutzt, denn wir feiern die Eucharistie kaum mehr am weit entfernten Hochaltar. Damit die Gottesdienstgemeinde näher beieinander sein kann, steht seit 1993 vor der Treppe nun ein weiterer Altar aus Holz.
In der Mitte der Erzengel Michael als Seelenwäger: eine Menschenseele wird ausbalanciert durch einen Tropfen des Blutes Christi. In der Spitze darüber die erlöste Seele in den Armen ihres Retters.
Rechts Jakobs Kampf am Jabbok. Links Jakobs Vision der Himmelsleiter.
Schaut man in der Kirche nach hinten, fällt die zur Chorapsis parallel gestaltete Empore auf: der sogenannte Nonnenchor, in dem wir Schwestern bis heute unser eigentliches Chorgestühl haben, obwohl wir zu manchen Gebetszeiten auch unten in der Kirche sind.
Zur Zeit des Baus unserer Kirche war es den Nonnen nicht gestattet, von anderen Kirchenbesuchern gesehen zu werden. Deshalb saßen sie verborgen im Nonnenchor. Zudem konnten sie so auf gleicher Höhe mit dem Geschehen am Altar sein.
Im Chorgestühl versammeln wir uns zum Singen der Laudes und der Komplet und Vigilien. Zu den übrigen Gebetszeiten – am Tag, wenn öfter auch Besucher da sind – sitzen wir in den Bänken im Kirchenschiff.
Eine Orgel sucht man zunächst vergeblich. Aber es gibt sie (Schlimbach, 1910) – allerdings ohne Prospekt, denn die Pfeifen sind komplett hinter einer Jalousie verborgen. Der Spieltisch auf der gegenüberliegenden Seite ist ebenfalls unauffällig.
Unsere Kirche ist sehr schlicht gehalten. Die einzigen Schmuckstücke (über die „notwendige“ Ausstattung von Kreuz, Altar, Tabernakel hinaus) sind drei Figuren an der Südseite, die denen am Eingangsportal entsprechen. Sie stammen aus dem ersten, dem barocken Hochaltar.
Benedikt als Ordensgründer und Geistlicher Vater der BenediktinerInnen darf natürlich nicht fehlen. Der zerbrochene Becher spielt darauf an, dass er es als Abt nicht immer leicht mit seinen Brüdern hatte, bis dahin, dass sie ihn vergiften wollten. Allerdings zersprang der Becher, als Benedikt ihn segnete.
In der Mitte die Muttergottes, mit Sternen umkränzt, das Jesuskind in der einen, das Szepter in der anderen Hand – ein Hinweis auf das Patronat der Kirche: Mariä Himmelfahrt und Krönung zur Königin des Himmels.
Scholastika ist die leibliche Schwester des Benedikt und war ebenfalls Vorsteherin einer Klostergemeinschaft. Stab und Buch zeigen sie als Äbtissin, die die Hl. Schrift und die Klosterregel auslegt. In Gestalt der Taube hat Benedikt sie nach ihrem Tod gen Himmel fliegen gesehen.
06:00 Uhr - Laudes
07:30 Uhr - Eucharistiefeier
11:45 Uhr - Mittagsgebet
17:30 Uhr - Vesper
19:30 Uhr - Komplet + Vigilien
Gemeinsame Gebetszeiten, die den Tag eröffnen, begleiten und beschließen, kennzeichnen unser Leben.
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